Es war im Jahr 2007, kurz bevor das erste iPhone auf den Markt kam. Damals habe ich Steve Jobs auf etwas Offensichtliches angesprochen: Das Design des iPhones basiert darauf, physische Schnittstellen weitgehend zu eliminieren – und durch einen Touchscreen zu ersetzen. Würden die Benutzer überhaupt bereit seien, die klassischen Hardware-Tasten für eine Software-Tastatur hinter Glas aufzugeben?
Seine Antwort war schroff: „Sie werden es lernen.“
Wie sich herausstellte, lag Steve damit völlig richtig. Heute sind Touchscreens omnipräsent und gelten als Standard. Sie bilden die Grundlage für neuartige Benutzerschnittstellen. Inzwischen ist bereits eine ganze Generation mit einem völlig anderen taktilen Zugang zu Informationen aufgewachsen. Sie bestätigt damit einmal mehr Marshall McLuhans These: „Das Medium ist die Botschaft.“
Die Produktentwicklung steht meist unter der Prämisse, dass Produkte sich dem Menschen anzupassen haben, dessen Ansprüche und Bedürfnisse unveränderlich sind. Werde diese Vorgabe missachtet, riskiere man ein Scheitern am Markt. Und dennoch beobachten wir immer wieder: Die Menschen passen sich auf nicht vorhersehbare Weise an, um eine neue Technologie für sich bestmöglich nutzbar zu machen. Kreative Köpfe tüfteln unermüdlich innovative Anwendungen aus. Und andere bauen darauf auf – was nicht selten dazu führt, dass gesamte Branchen umgekrempelt werden.
Menschen ändern sich, vergessen dann aber, dass sie sich geändert haben. Sie meinen dann, sich schon immer so verhalten zu haben und glauben, dass sich das auch niemals wieder ändern wird. Deshalb werden aufgezwungene Verhaltensänderungen oft als Rückschritt abgelehnt, statt sie als eine potenziell intelligente und zukunftsweisende Anpassung zu begrüssen.
Aber der Wandel findet trotzdem statt. „Software is eating the world” lautet der neueste derartige Paradigmenwechsel von historischem Ausmass.
2014 haben wir Venkatesh Rao eingeladen, ein Jahr als Berater bei Andreessen Horowitz zu verbringen, um die Charakteristika derartiger technologischer Wandlungsprozesse zu untersuchen. Uns ging es dabei vor allem darum, eine Antwort auf folgende Frage zu finden: Gibt es zwischen den beiden Extremeinstellungen zur Zukunft – einem atemlosen Kaum-erwarten-können und der verzweifelten Resignation angesichts des ständigen Wandels – einen intellektuell schlüssigen Ansatz für einen pragmatischen Optimismus?
Viele der hier zusammengestellten Aufsätze sind aus leidenschaftlichen Diskussionen hervorgegangen, die ich mit Venkat geführt habe. Wie die Beiträge belegen, gibt es tatsächlich einen solchen Ansatz. Dieser ergibt sich ganz natürlich aus der Grundannahme, dass Menschen sich ändern können und dies auch tagtäglich unter Beweis stellen. „Breaking smart“ nennen wir diese intelligente Anpassung an neue technologische Möglichkeiten.
Venkatesh Rao ist mit seinem technologischen Hintergrund, spöttischen Humor und seiner Gabe für tief gehende Ansätze und unkonventionelle Blickwinkel (wer sein Blog Ribbonfarm verfolgt, weiss, was ich meine) wahrscheinlich besser als irgendjemand sonst geeignet, uns etwas über die Zukunft zu erzählen – als eine „breaking smart“-Entwicklung aus der Vergangenheit.
Ganz gleich, ob Sie ein Schulabgänger sind, der seinen Weg ins Berufsleben sucht, oder ob Sie ein CEO sind, der versucht, sich in einer neuen Wirtschaft zu behaupten – Breaking Smart sollte zu Ihren Informations-Ressourcen gehören, wenn Sie sich Gedanken über die Zukunft machen. Auch dann, wenn Sie schon eifrig damit beschäftigt sind, diese mitzugestalten.
— Marc Andreessen